Sonntag, 30. April 2017

Notiz zur Zeit (96)

De Maizière hat der deutschen Leitkultur endlich ein Gesicht gegeben. Und schon fällt einem unvermeidlicherweise die Formel vom „hässlichen Deutschen“ wieder ein.

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Ein Deutscher redet von „Kultur“, und die Welt lacht.

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„Deutsche Leitkultur“ (nach De Maizière) verhält sich zu Zivilisiertheit anscheinend wie Currywurst zu richtigem Essen. Kann man machen, aber anders ist besser.

Notiz zur Zeit (95)

Seltsam. Warum höre ich, wenn jemand „rigorose Aufklärung“ verspricht, im Hintergrund immer schon den shredder laufen?

Samstag, 29. April 2017

Notiz zur Zeit (94)

Lacht über mich und erklärt mich zum Verschwörungstheoretiker: Was aber, wenn Trumpf schlicht das Resultat eines schrecklich schiefgelaufenen humanzoologischen Experimentes wäre, eines Versuches, aus einem Affen einen Menschen zu machen? (Vgl. Kafkas Rotpeter.) Das würde doch allerhand erklären: das Aussehen; die Gestik; die Sprache eines Fünfjährigen; die Sprunghaftigkeit; die Behändigkeit beim Twittern usw.

Freitag, 28. April 2017

Ich kann (in aller Bescheidenheit sei's vermerkt) ganz gut schreiben, aber verdammt schlecht tippen.

Notiz zur Zeit (93)

Herr Lindner möchte nicht, dass seine Partei irgendjemandes nützlicher Idiot wird. Ehrlich gesagt, ich hatte die FDP ohnedies immer schon für einen Haufen unnützer Idioten gehalten.

Notiz zur Zeit (92)

In der Zeit, die einmal, wenn sie endlich vorbei ist, die Ära Merkel heißen wird, haben Rechtsextremismus, Kinderarmut und CO2-Ausstoß (um nur drei Dinge zu nennen) zugenommen. Dafür ist die von Merkel durchgesetzte Politik unmittelbar verantwortlich. Trotzdem oder deswegen sind 70% der demoskopisch Befragten mit ihrer Arbeit zufrieden und 50% wollen sie als Regierungschefin wiederhaben. Und da soll man nicht am Wert der Demokratie zweifeln? (Oder erst einmal nur am Wert der Deutschen?)
Einen trüben, regnerischen Tag, den man eigentlich besser lesend im Bett verbringen sollte, tatsächlich lesend im Bett verbracht zu haben, das nenne ich Glück.

Notiz zur Zeit (91)

Dass die Empörung darüber, dass eine deutsche Behörde einen Deutschen als Syrer durchgehen ließ, größer ist als darüber, dass dieser deutsche Bundeswehroffizier und Rechtsextremer und potenzieller Terrorist ist, sagt viel über den geistig-moralischen Zustand der BRD.

Donnerstag, 27. April 2017

Notiz zur Zeit (90)

Im Ernst? Verwunderung darüber, dass jemand, der nicht Arabisch spricht, als Syrer durchgehen konnte? Als ob sich man sich behörderlicherseits je darum gekümmert hätte, Geflüchtete in ihrer Sprache anzusprechen. (Dolmetscher werden oft nur als Büttel der Identitätsfeststellung gesehen: Spricht X. den Dialekt der Gegend, in der gefoltert worden zu sein er behauptet?)
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Unbestätigten Meldungen zu Folge soll Bundesminister De Maizière erwägen, Mitarbeiterinnen des BAMF vermehrt aus den Reihen der Kölner Belästigungsopfer zu rekrutieren. Die Damen wussten damals sofort, wer aus dem nordafrikanischen oder arabischen Raum stammt. Solch rassekundliche Intuition wird dringend benötigt, um fortan syrische Flüchtlinge von pseudosyrischen deutschen Oberleutnants zu unterscheiden.
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Ich hatte immer schon den Verdacht, dass unter den Flüchtlingen in Wirklichkeit viele Einheimische sind. Wer flieht denn schon freiwillig zu den Kartoffeln?

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„Dass ein Deutscher, der kein Wort Arabisch spricht, als syrischer Asylbewerber anerkannt wird, ist ein Beleg dafür, wie sich dieses Land auf Kosten seiner Bürger seit 2 Jahren verarschen lässt.“ — Unfassbar, das rechte Pack macht aus dem Umstand, dass einer aus seinen eigenen Reihen (zudem auf die Verfassung vereidigt!) auf Kosten von Flüchtlingen sich als Syrer ausgibt, noch ein „Argument“ gegen die Aufnahme von Flüchtlingen!

Mittwoch, 26. April 2017

Notiz zur Zeit (89)

Wiens Altstadt wird um der Profitinteressen eines privaten Investors willen den Status als Weltkulturerbe verlieren. Oder wie der Herr Bürgermeister sagt: Man darf nicht die Demokratie dem UNESCO-Diktat unterordnen. Merke: Demokratie ist, wenn Politklüngel und Kapitalinteressen sich durchsetzen, Bewahrung von Kulturgut für kommende Generationen ist Diktatur.
 
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Wiens Grünenchefin ordnet an, dass die ihrer Partei angehörenden Gemeinderäte in einer bestimmten Frage so abstimmen dürfen, wie sie meinen, dass es das Beste für die Stadt ist. Da will man gar nicht wissen, wie die Damen und Herren sonst abstimmen müssen.

Glosse XLIX

Heuer hätte er seinen 140 Geburtstag gefeiert. Finde nur ich, dass das ein ausgesprochen dummer Satz ist?

Dienstag, 25. April 2017

Notiz zur Zeit (88)

Und jetzt mal was Vulgäres: Außenminister Gabriel ist es (trotz Abmagerung) nicht gelungen, Israels Regierung komplett in den Arsch zu kriechen. Der Grund: Österreichs Kanzler Kern steckte noch drin.

Notiz zur Zeit (87)

Sieht man die zum W-20-Gipfel versammelten Vogelscheuchen, kann einem schon der Gedanke kommen, dass das mit der „Frauenförderung“ ein ganz, ganz schlimmer Irrtum war.

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Königin Maxima und Ivanka Trump sind gewiss eine Inspiration für viele Frauen in der Welt. Die eine hat einen Kronprinzen geheiratet, die andere lebt von Vermögen und Einfluss ihres Daddys. Feministische Ikonen des 21. Jahrhunderts!

Notiz zur Zeit (86)

Wieso präsentiert eigentlich der deutsche Innenminister eine „Kriminalitätsstatistik“ und nicht der Justizminister? Wieso ist in besagter Statistik von lauter „Tatverdächtigen“ die Rede? Warum wird in der Berichterstattung nicht darauf verwiesen, dass die einzig relevante Zahl die der Verurteilungen wäre? Verdächtigen kann die Polizei bald jemanden, ob er es war, entscheidet ein Gericht. Das nennt man Rechtsstaat. Die sogenannte „Kriminalitätsstatistik“ aber mit ihren willkürlichen Zahlen ist eine permanente Verletzung des Prinzips der Unschuldsvermutung.

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Bezeichnend, dass die in der Öffentlichkeit am meisten (gefühlt: ausschließlich) zu Wort kommenden Gewerkschafter Polizeigewerkschafter sind.

Montag, 24. April 2017

Notiz zur Zeit (85)

Macron und Le Pen. Kasperl und Krokodil. Was ist die Funktion des Krokodils? Dass die Kinder schreien: „Vorsicht, Kasperl! Das Krokodil! Hinter dir!“ Egal, wie bescheuert Kasperl ist, vom Krokodil darf er selbstverständlich nicht gefressen werden. - Ohne Le Pen würde Macron nicht Präsident werden. 

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„Dringend notwendige Reformen“ erwarten sich Kommentatoren von Herrn Macron. Im Klartext: Die meisten Leute sollen für weniger Geld mehr arbeiten. Einige wenige sollen daran noch mehr verdienen. Stimmt schon, der FN ist dazu keine Alternative. Aber eine Selbstverarschung der Franzosen wird die Wahl von Macron doch sein. — Seuls les plus stupides veaux choisissent leur boucher eux-mêmes.

Notiz zur Zeit (84)

Seehofer bleibt. Schon wieder ein Gammelfleischskandal in Bayern.

Donnerstag, 20. April 2017

Notiz zur Zeit (83)

„Der Arbeitsplatz ist kein Ort, um Glauben zu praktizieren.“ (Anwalt der Drogeriemarktkette Müller) Aber der liebe Gott sieht doch alles!

Staatsbürger auf Widerruf

Deutsche auf Widerruf. Österreicher auf Widerruf. Sonstwasstaatsbürger auf Widerruf. Wenn es den „richtigen“ Deutschen/Österreichern/Sonstwas gefällt, diskutieren sie schon mal darüber, ob man den unechten, weil bloß (auf Grund deren freier Entscheidung und nach peinlicher Prüfung) eingebürgerten Mitbürgern das Bürgerrecht nicht lieber wieder wegnehmen sollte, weil sie sich seiner nicht würdig erweisen, wenn sie nicht dieselben Launen und Vorurteile haben wie die statistische Mehrheit und auf eigener Meinung beharren. Immer noch sind also Blut und Boden im Zweifelsfall entscheidender als juristische Fiktionen. Das nennen sie dann „Verfassungspatriotismus“, obwohl es das Gegenteil ist, weil es nicht der (ohnehin dem politischen Tagesbedarf anheimgestellte) Wortlaut der Gesetze ist, um den es ihnen geht, sondern darum, dass die Rechtsordnung ihre eigene ist und auf mythische Weise dem Nationalcharakter entspricht. „Unsere Werte.“ Die Eingebürgerten werden sich jedenfalls damit abfinden müssen, dass man Gesetze durchaus auch wieder ändern kann und ihre Rechte nur so lange gelten, wie der Souverän, das Volk, das mittels seiner Vertreter zulässt. Und dass sie zum Volk nicht gehören, wenn sie immer noch eine Herkunft haben.

Dienstag, 18. April 2017

Notiz zur Zeit (82)

„Die Türken“ haben sich mit ihrem Ja zum Präsidialsystem von Europa abgewandt? Dann haben sie sich vermutlich den USA zugewandt. Dort ist bekanntlich das Staatsoberhaupt auch zugleich Regierungschef, ernennt Richter und haut ein Dekret nach dem anderen raus. Ach, und die Todesstrafe gibt’s dort auch.

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Und wenn mehr Leute für Nein als für Ja gestimmt hätten, wäre dann Erdogan nicht mehr Präsident? Hätte die AKP dann nicht mehr die Mehrheit im Parlament? Wäre Erdogan dann nicht mehr deren Chef? Würde der Ausnahmezustand dann aufgehoben? Würden dann die politischen Gefangenen freigelassen? Bekämen dann die willkürlich Entlassenen ihre Jobs wieder? Gäbe es dann plötzlich Pressefreiheit?

Montag, 17. April 2017

Notiz zur Zeit (81)

Da sieht man mal, dass heutzutage staatliche Machtmittel und ein umfangreicher Propaganda-Apparat auch nichts mehr wert sind. Nicht einmal 52 Prozent Zustimmung? Das hätte früher jeder popelige Provinzdiktator besser hinbekommen. Peinlich, Herr Präsident, peinlich.

Notiz zur Zeit (80)

Allein das Wort „Großfamilie“ jagt einem anständigen Mitteleuropäer schon kalte Schauer über den Rücken, da braucht es Zusätze wie „serbisch“ oder „arabisch“ eigentlich gar nicht mehr. (Na ja, für den rassistischen Kick vielleicht schon noch ein bisschen.)

Sonntag, 16. April 2017

Notiz zur Zeit (79)

Die Türkei, die bisher eine so wunderbare Demokratie war, in der Herr Erdogan und seine Partei bisher praktisch völlig machtlos waren, während eine vielfältige Parteienlandschaft blühte, wird durch das Verfassungsreferendum (das das politische System in etwa dem Frankreichs angleicht) womöglich über Nacht zur öden Diktatur werden. Ob dann nicht Meinungs- und Versammlungsfreiheit beschnitten werden? Ob dann nicht Menschen einfach so weggesperrt werden oder ihre Jobs verlieren? Es wird noch so weit kommen, dass Erdogan sich einen protzigen Palast bauen lässt und sich wie ein Sultan aufführt! Und weil der Präsident leider unsterblich ist und die Verfassung nie wieder geändert werden kann, hat der Ausgang des Referendums eine geradezu apokalyptische Dimension.

Notiz zur Zeit (78)

Ich finde, wer sich wie ein Nazi äußert, darf nicht nur als Nazi „abgestempelt“ werden, er hat sogar ein Recht darauf. Nazis müssen als Nazis gelten dürfen. Das hier ist ein freies Land!

Osterbotschaft

Gott glaubt an dich, ob du nun an ihn glaubst oder nicht. Er hält dir die Treue und sorgt für dich, auch wenn du nichts von ihm wissen willst. Er ist für dich da in guten und in schlechten Tagen, egal, ob du nun an ihn denkst oder nicht, dich nun um ihn kümmerst oder nicht, dein Leben an ihm ausrichtest oder nicht. Gott will dein Bestes, ob du ihn nun verstehst oder nicht. Gott weiß, was du tust und willst, und ist bereit dir alles Schlechte zu vergeben und mit dir und für dich Gutes zu bewirken, wenn du ihn nur lässt. Gottes Gnade wartet jederzeit auf dich, auch wenn du sie nicht verdient hast. Du kannst sie dir ohnehin nicht verdienen, sie ist ein Geschenk. Wende dich Gott zu und du wirst schon sehen. Gottes Liebe zu dir überwindet jedes Hindernis. Sogar deinen Unglauben. Du kannst dich auf Gott verlassen. Überlass deine Schwäche seiner Stärke, deine Feigheit seinem Mut, deine Zögerlichkeit seiner Entschlossenheit und deine Zweifel seiner Unerschütterlichkeit. Ohne Gott ist alles sinnlos, mit ihm ist nichts unmöglich. Lass dich erlösen. Das Übel in der Welt wird nicht das letzte Wort haben, denn das Endliche ist nicht das Ganze, der Tod ist nicht das Ende. Erst mit Gott ergibt alles einen Sinn. Andere haben das vor dir geglaubt: Nimm das Zeugnis der Überlieferung an und setze alles auf Gott. Wage den Glauben, die Hoffnung, die Liebe. Dann wird alles gut.

Freitag, 14. April 2017

Notiz zur Zeit (77)

Versteh einer die Kopten. Aus Angst, getötet zu werden, sagen sie Auferstehungsfeiern ab. Was sind denn das für Christen? So richtig gläubige offensichtlich nicht.

Gegen eine Verharmlosung des Christentums

Christentum muss weh tun. Nämlich den Christen und auch den Nichtchristen. Ein Christentum, das nicht weh tut, ist keines. Was nichts kostet, ist auch nichts wert, und für die Nachfolge Christi ist unbedingt das ganze Leben daranzugeben. Gelegenheits- und Teilzeitchristentum zählt einfach nicht. Der Preis ist das Ganze. Ganz oder gar nicht, das ganze Leben bis zum Tod und darüber hinaus. Wer Christ sein will, muss deswegen nicht unbedingt sterben, aber er muss dazu bereit sein. Er braucht den Tod nicht zu fürchten. Vor allem aber soll er leben, voll und ganz leben für Christus, mit Christus und in Christus. Das ist ein unerhörter Anspruch. Christentum ist nämlich keine harmlose Sache. Es ist autoritär, totalitär, revolutionär, radikal und extremistisch.
Das Christentum ist autoritär, denn was Jesus Christus sagt, gilt, jetzt und für immer. Sein Evangelium ist Richtschnur für das Denken, Reden und Handeln. Es ist unveränderlich und unfehlbar. Der Christ soll nicht mehr dies und das wollen, was ihm halt so einfällt, sondern nur noch, was Gott will. Sein ganzes Tun und Lassen soll er am Willen Gottes ausrichten und sich in allem, wirklich in allem Gott unterordnen.
Das Christentum ist totalitär, denn es betrifft alles und jeden. Es lässt keine Ausreden gelten und gestattet keine Ausnahmen. Es fordert alles und duldet keinen Widerspruch. Es gilt immer und überall, Tag und Nacht, Jahr für Jahr, lückenlos und ohne irgendeinen Freiraum. Christ ist man ganz oder gar nicht. Ein bisschen Christ sein gibt es so wenig wie ein bisschen schwanger sein.
Das Christentum ist revolutionär, denn Jesus Christus fordert zur Umkehr auf. Das heißt, dass alles anders werden muss, dass jeder Einzelne anders werden muss, nämlich frei von Sünde. Das Evangelium fordert einen neuen Menschen und erfordert darum den Tod des alten. Um Christus nachzufolgen, muss man umkehren, sich von der Sünde abwenden und Gott zuwenden. Man muss sich von den hinderlichen Bindungen an diese Welt lossagen und frei werden für das ewige Leben. Das ist die größte Umwälzung von allen.
Das Christentum ist radikal, denn es will von Grund auf einen besseren Menschen, einen, der Gutes tut und Böses lässt, und damit von Grund auf bessere Verhältnisse. Das Übel soll an der Wurzel gepackt und ausgerottet werden. Es geht nicht um äußere Formen, um so ein bisschen Frömmigkeit obenhin, sondern um ein Leben nach Gottes Wort durch und durch. Alles soll von Grund auf gut werden, jeder einzelne Mensch ein Heiliger, alle zusammen eine Gemeinschaft von Heiligen.
Das Christentum ist extremistisch, denn es gibt sich nicht mit halben Sachen zufrieden. Es verlangt nach dem ganzen Menschen, nach seinem ganzen Leben, nach seiner vollen, bedingungslosen Hingabe. Der Christ soll bis zum Äußersten gehen. Den Willen Gottes zu tun ist der Extremfall, der gemäß dem Evangelium zum Normalfall werden soll. Die herrschende Normalität, das Mittelmaß, die Lauheit, das nicht ganz böse, aber auch nicht ganz gut Sein, steht dem Christentum im Wege und muss mit allen Mitteln bekämpft werden. Kompromisse sind Komplizenschaften. Die Wahrheit gilt unbedingt. Jede Einschränkung, Abschwächung, Weglassung verrät sie an die Lüge. Es gilt, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, alles andere ist Sünde.
Die Sünde stammt nicht von Gott. Die Sünde macht unfrei, Gott aber will die Freiheit jedes einzelnen Menschen. Die Menschen jedoch haben sich und einander zu Knechten der Sünde gemacht. Alle Schlechtigkeit der Welt erwächst aus dem Tun und Lassen der Menschen. Sie müssen ihr Tun und Lassen von Grund auf und nachhaltig ändern, damit etwas besser werden kann. Aber das vermögen sie nicht aus eigener Kraft. Sie brauchen Christus. Nur durch ihn, mit ihm und in ihm kann alles vollendet werden.
Am Ende wird alles gut. Bis dahin ist alles mehr oder minder schlecht außer Gott und das, was von Gott stammt. Nur wenn sie sich ganz Gott überlassen, können die Menschen der Sünde entkommen und in Gottes Herrlichkeit eingehen. Ohne die Gnade Gottes sind die Menschen nichts, ihr Treiben ist nichtig und böse. Die Gnade Gottes aber hilft der Schwachheit auf, sie führt zur Vergebung der Sünden und zur ewigen Seligkeit.
Christentum ist Einspruch gegen die Schlechtigkeit der Welt. Damit dieser Einspruch sinnvoll ist, muss er so vorgebracht werden, dass die Welt ihn sich nicht gefallen lassen kann. Ein Christ, der nicht von der Welt verfolgt wird, hat sich nicht entschieden genug gegen die Welt gewandt.
Christ sein heißt, der Welt eine Absage zu erteilen. Christen dürfen nicht so wie die Welt sein wollen. Sie dürfen nicht wollen, was die unter der Herrschaft der Sünde stehende Welt will. Sie müssen der Welt widersprechen. Diesen Widerspruch am eigenen Leibe zu erfahren, bedeutet zu leiden.
Darum ist Leiden nichts Schlechtes. Wer leidet, hat Anteil am Guten, das dem Bösen und dem das Böse widerspricht. Vieles ist nicht so, wie es sein sollte. Das Gute ist das, was sein soll, das Böse soll nicht sein. Trotzdem geschieht es, und dieser Widerspruch widerfährt den Menschen als Leiden. Niemand soll sich oder anderen unnötigerweise Leid zufügen. Wer kann, soll das Leid anderer und das eigene lindern und beseitigen. Leiden ist kein Selbstzweck. Es zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Man braucht das Leiden also nicht zu suchen, aber man darf ihm auch nicht ausweichen, wenn das hieße, die Wahrheit zu verraten. Nicht jedes Leiden ist sofort oder überhaupt je verständlich und ergibt einen erkennbaren Sinn. Gleichwohl ist es, wenn es unvermeidbar ist, anzunehmen. Gottes Sohn hat für uns gelitten. Wer um Christi willen leidet, wer sein Leiden Gott aufopfert, wird Anteil haben an der Herrlichkeit dessen, der den Tod überwunden hat.
Nur der, der ganz Gott und ganz Mensch war, konnte durch seinen Tod und seine Auferstehung die Herrschaft der Sünde brechen und Gott und Menschen versöhnen. Durch sein Opfer sind die Menschen ein für alle Mal freigekauft (erlöst) von der Sünde. Das heißt nicht, dass seither niemand mehr sündigt. Auch nicht, dass niemand mehr leidet. Aber es heißt, dass die Sünde, wenn der Sünder sich von ihr ab- und dem Erlöser zuwendet, vergeben wird und dass an die Stelle der unvermeidliche Folge der Sünde, also des Todes und der ewige Qual der Gottesferne (Hölle), das ewige Leben und die Seligkeit der Schau von Gottes Herrlichkeit tritt.

Donnerstag, 13. April 2017

Bemerkung zur Pflicht zur Anerkennung selbstgewählter Identität

Wenn einer verkündet, er sei jetzt ein Baum oder eine Telefonzelle, dann muss ich ihm nicht unbedingt widersprechen, aber glauben muss ich ihm auch nicht. Schon gar nicht muss ich „seine Entscheidung respektieren“. Dabei geht's gar nicht einmal so sehr um das Konstrukt „Natur“ oder eine Entscheidung darüber, was jemand „eigentlich“ ist oder nicht ist, sondern darum, dass die Vorstellung, jeder müsse die Kategorien, denen andere ihn zuordnen müssen, selbst bestimmen dürfen, bescheuert ist. So funktioniert Gesellschaft nicht. So funktioniert Realität nicht.
Wenn X sagt, er sei in Wirklichkeit Y, dann mag das für ihn gelten (im Sinne von: irgendwie wahr sein), aber das verpflichtet mich nicht dazu, seine Überzeugung, wie ausgeprägt auch immer sie sich geben mag, zu teilen. Das wäre ja auch ein merkwürdiges Missverhältnis: Wieso sollte er ein unbedingtes Recht (zur Kategorienauswahl) und ich nur eine unbedingte Pflicht (zur Anerkennung seiner Wahl) haben? Habe ich nicht selbst auch ein Recht auf Wahrnehmung von Wirklichem und Feststellung von Wahrem? Auch dann, wenn der zur Rede stehende Gegenstand etwas Subjektives ist? Und zumal, wenn dieses Subjektive als etwas Objektives behauptet wird?
Gewiss ist es höflich und rücksichtsvoll, anderer Leute Lebensführung irgendwie hinzunehmen, sofern sie einen nicht betrifft. Daraus folgt aber nun wirklich keine Verpflichtung, alles, was jemand haben oder sein will, als legitimen Anspruch unterstützen zu müssen. Weder praktisch noch theoretisch.
Selbst wenn es ein Recht gäbe, die eigene „Identität“ frei zu wählen (was man wohl als strittig bezeichen dürfen wird), so ergibt sich daraus nicht notwendig meine Verpflichtung, diese Wahl anzuerkennen in dem Sinne, dass ich, was als Behauptung einer Wahrheit auftritt, als war bestätigen müsste. Wie jemand die Welt und sich selbst darin sieht, verpflichtet mich nicht, seine ontologischen und epistemologischen Voraussetzungen zu teilen. Im Gegenteil, wenn Kritik nicht mehr möglich sein soll, weil jede Behauptung über „eigentliche“ Wahrheit einfach hinzunehmen ist und nicht in Frage gestellt oder gar bestritten werden darf, besteht, praktisch gesehen, keinen Unterschied mehr zwischen Wahrheit und Unwahrheit.
Wenn es einen Vorteil konstruktivistischer Analyse gibt, dann doch wohl den, dass durch sie gewisse Unbedingtheiten in Frage gestellt werden können. Diskursiv hervorgebrachte Wahrheit ergibt nachweislich nur im gesellschaftlichen Kontext Sinn. Gerade darum sollte man nicht denselben Fehler wie die Verächter des Sozialkonstruktivismus machen, und aus der faktischen Konstruiertheit holterdipolter zum beliebig ausgestaltbaren Konstruieren übergehen. Ausgerechnet aus der gesellschaftlichen Bestimmtheit des Seins den unzulässigen Schluss zu ziehen, man könne jederzeit sein, was man wolle, und jeder müsse einem das bestätigen, ist essenzialistischer Infantilismus. Den lasse ich mir nicht aufnötigen, von keinem Baum und von keiner Telefonzelle.

Muss man Identitätsbehauptungen „respektieren“?

Wenn einer verkündet, er sei jetzt ein Baum oder eine Telefonzelle, dann muss ich ihm nicht unbedingt widersprechen, aber glauben muss ich ihm auch nicht. Schon gar nicht muss ich „seine Entscheidung respektieren“. Dabei geht’s gar nicht in erster Linie um das Konstrukt „Natur“, sondern darum, dass die Vorstellung, jeder müsse die Kategorien, denen andere ihn zuordnen müssen, selbst bestimmen dürfen, bescheuert ist. So funktioniert Gesellschaft nicht. So funktioniert Realität nicht. Wenn X sagt, er sei in Wirklichkeit Y, dann mag das für ihn gelten, aber es verpflichtet mich nicht dazu, seine Überzeugung, wie ausgeprägt auch immer sie sich geben mag, zu teilen. Es ist ja auch absurd: Wieso sollte er ein unbedingtes Recht (zur Kategorienauswahl) und ich nur eine unbedingte Pflicht (zur Anerkennung seiner Wahl) haben? Habe ich nicht selbst auch ein Recht auf Wahrnehmung von Wirklichem und Feststellung von Wahrem? Sogar dann, wenn der zur Rede stehende Gegenstand etwas Subjektives ist? Und zumal wenn dieses als etwas Objektives behauptet wird? Gewiss ist es höflich und rücksichtsvoll, anderer Leute Lebensführung irgendwie hinzunehmen, sofern sie einen nicht betrifft. Daraus folgt aber nun wirklich keine Verpflichtung, alles, was jemand haben oder sein will, als legitimen Anspruch unterstützen zu müssen. Weder praktisch noch theoretisch. Wenn es einen Vorteil konstruktivistischer Analyse gibt, dann doch den, dass gewisse Unbedingtheiten in Frage gestellt werden können. Diskursiv hervorgebrachte Wahrheit ergibt nachweislich nur im gesellschaftlichen Kontext Sinn. Gerade darum sollte man nicht denselben Fehler wie die Verächter des Sozialkonstruktivismus machen, und aus der faktischen Konstruiertheit holterdipolter zur beliebig ausgestaltbaren Konstruierbarkeit übergehen. Ausgerechnet aus der gesellschaftlichen Bestimmtheit des Seins den unzulässigen Schluss zu ziehen, man könne jederzeit sein, was man wolle, und jeder müsse einem das bestätigen, ist essenzialistischer Infantilismus. Den lasse ich mir nicht aufnötigen, von keinem Baum und von keiner Telefonzelle.

Mittwoch, 12. April 2017

Notiz zur Zeit (76)

Die deutsche Arbeitsministerin fordert, so höre ich, anständige Löhne. Find ich gut! Zu schade, dass die Frau nicht in der Regierung sitzt.

Montag, 10. April 2017

Merkwürdigerweise glauben Leute oft, man haben sie nicht verstanden, wenn man ihnen widerspricht. Dabei widerspricht man ihnen doch, weil man sie verstanden hat.

Sonntag, 9. April 2017

Notiz zur Zeit (75)

Liebeskundgebung in Stockholm. Die Egozentrik der Leute ist offensichtlich grenzenlos. Nach einem Anschlag in ihrer Nähe trauern sie darum, dass es sie selbst hätte treffen können. Was mit Menschen anderswo passiert — oder mit Menschen, die von anderswo kommen und nicht dazugehören dürfen —, löst offensichtlich keine massenhaften Gefühle aus. Bitte nicht missverstehen, ich rechtfertige keineswegs Mord, im Gegenteil. Aber sagen wir mal so: Wenn man mich nach Usbekistan deportieren wollte, würd ich vielleicht auch sagen, dass ich mit dem IS sympathisiere.

Anmerkung zu „Aschermittwoch" (6)

Selbstverständlich habe ich Feinde. Jeder, der den Willen Gottes nicht tut, ist mein Feind. Er schadet sich und allen anderen, also auch mir. Wer zu Ausbeutung, Verblödung und Zerstörung beiträgt, ist mein Feind. Selbstverständlich bete ich für meine Feinde. Ich bete dafür, dass sie umkehren mögen. Ich habe aber wenig Hoffnung, dass sie es tun, und glaube nicht daran. Aber wenn sie es nicht tun, wird die Geschichte nicht gut aussgehen. Eine Geschichte sei dann zu Ende erzählt, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen habe, heißt es bei Dürrenmatt. Das nehme ich als geschichtsphilosophische These: Am Ende steht die Katastrophe, und wenn es nicht die totale Katastrophe ist, ist es nicht das wirkliche Ende. Dieses Ende muss und wird kommen. Es wird fürchterlich sein, womöglich auch fürchterlich banal, wie es das Böse im Grunde in seiner Grundlosigkeit immer ist. Es besteht zwar keine historische Notwendigkeit, dass alles übel ausgeht, aber die Erfahrung lehrt, dass es doch eher wahrscheinlich ist, dass die Menschen nicht umkehren, sich nicht der Gnade Gottes überlassen, nicht mit aller Kraft das Gute tun und das Böse unterlassen wollen. Eine gerechte und wohlhabende Gesellschaft, ein Zusammenleben ohne Unterdrückung und mit allseitiger Förderung von jedem durch alle wäre möglich, denn es gibt keinen Grund, warum sie unmöglich sein soll. Aber sie wird, in globalem Maßstab, sehr wahrscheinlich nicht zu Stande kommen. Allzu stark sind die Kräfte der Gier, der Selbstsucht, der Eifersucht, der Rachsucht, der Süchtigkeit überhaupt, der Eitelkeit, der Feigheit, all der Neigungen zum Bösen, zur Abwendung von Gott und dem Nächsten, die unser Zusammenleben bestimmen. Und allzu schwach sind wir, wenn wir uns nicht auf Gott stützen, und oft selbst dann, wenn wir vorgeben, das zu tun. Aus eigener Kraft, ohne die Gnade Gottes, vermag der Mensch nichts Gutes zu tun. Dies ist aber kein Mangel, als wäre der Mensch von Natur aus defekt, sondern selbst bereits ein Gnadenerweis: Gott hat den Menschen so geschaffen, dass er durch Gottes Gnade fähig ist, das Gute zu tun und das Böse zu lassen. Alles, was der Mensch dabei tun muss, ist, sich der Gnade nicht in den Weg zu stellen. So wie die Sonne auch dann scheint, wenn man ihr den Rücken zukehrt, ist Gottes liebende Zuwendung zum Menschen auch dann da, wenn der Mensch sich von Gott abwendet. Sich Gott zuzuwenden und seine Gnade ungehindert wirken zu lassen, darauf kommt es an. Weil ich darin nur zu oft versage, bin ich mein eigener Feind. Auch für diesen Feind bete ich.

Freitag, 7. April 2017

Notiz zur Zeit (74)

Verstoß gegen internationales Recht! Angriff auf einen souveränen Staat! Ach ja, der Putin. Immer zu Witzchen aufgelegt.

Mittwoch, 5. April 2017

Notiz zur Zeit (73)

Es gibt Empörung, weil auf das Brandenburger Tor nach dem Anschlag von Sankt-Petersburg nicht in die russische Flagge projiziert wurde. Ja, ja, wie schlimm. Die Leute brauchen doch ihre Rituale (Blumen, Kerzen, Teddybären, Warum-Tafeln usw.), damit sie sich gutfühlen können und keine Fragen nach Fakten und Hintergründen stellen. Sie nennen es Solidarität und Trauer, meinen aber Ignoranz und Selbstmitleid.
Gegenvorschlag: Das Brandenburger Tor wird jedesmal weißblaurot illuminiert, wenn in Russland gegen Putin demonstriert wird. Das wäre Solidarität, das wäre ein Zeichen, dass einem die Russen nicht am Arsch vorbeigehen.

Dienstag, 4. April 2017

Notiz zur Zeit (72)

Danke, Putin. Wenn ich von einem Anschlag in Russland höre, glaube ich erst einmal gar nichts, sondern halte nach Indizien Ausschau, die auf eine Inszenierung des Geheimdienstes deuten. Im ganzen Land Demonstrationen gegen die Korruption - und plötzlich gibt es nach Jahren wieder einen Sprengstoffanschlag. Hm.

Montag, 3. April 2017

Notiz zur Zeit (71)

Ach so ist das! Alles Mögliche kann in der BRD privatisiert werden, sogar Gefängnisse, aber die Autobahnen sind selbstverständlich unveräußerliches Gemeingut. Die hat ja auch der Führer gebaut.

Sonntag, 2. April 2017

Anmerkung zu „Aschermittwoch“ (5)

Selbstverständlich darf Gott keine Ausrede sein. Kein Lückenbüßer für das eigene Versagen, die Welt zu erklären und mit Schlechten und Unangenehmen im Leben zurechtzukommen. Gott darf nicht missbraucht werden zur Beruhigung, Ablenkung, Verwirrung. Gewiss kommt es darauf an, Gott zu vertrauen. Aber das ist ein Aufruf zum Handeln, nicht dazu, sich bequem zurückzulehnen und zu sagen: Der Herrgott wird’s schon richten. Ja, Gott wird am Ende der Zeiten alles vollenden, aber er wird dabei Gericht halten über jeden einzelnen von uns und darüber, was wir getan und was wir gelassen haben. Dabei wird es nichts zählen, dass wir doch diese oder jene Überzeugung hatten und uns als gute Menschen fühlten, uns womöglich sogar Christen nannten. „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag“ — dem Tag des Gerichtes — „zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!“ (Mt 7,21 ff.) Stattdessen gilt: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. (…) Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,341b-36.40b) Es gibt vieles, das wir Gott überlassen müssen. Wir brauchen auch nicht alles zu wissen. Manches bleibt eine Herausforderung an den Glauben. Aber was wir tun können, müssen wir tun. Daran werden wir gemessen.